Wem gehört die Innenstadt?

Amtsblattbeitrag vom 17. März 2022

Seit der Krawallnacht im Juni 2020 wird viel darüber geredet, wie es dazu kommen konnte und was man dagegen tun könne. In seinem umstrittenen Social-Media-Beitrag beschrieb der CDU-Kreischef Thrasivoulos Malliaras seinen subjektiven Eindruck vor Ort, und der lässt die Jugend nicht gut dastehen. Als höchst problematisch nannte er die “migrantisch geprägte Szenerie”, es würde da nur noch eins helfen: Law and Order. Aus konservativen Kreisen bekam er viel Zuspruch, doch wir können das so nicht stehen lassen. Über 60% der unter 18-Jährigen Stuttgarts haben einen Migrationshintergrund. Das Publikum im Zentrum der Stadt ist damit einfach ein Querschnitt unserer Stadtgesellschaft. Bei randalierenden Wasenbesucher*innen wird auch nicht nach der Herkunft ihrer Eltern gefragt. Einem Bericht der Integrierten Jugendarbeit zufolge ist die Situation vor Ort weitaus friedlicher als in der Vorstellung vieler. Streetworker engagieren sich dort, damit es weniger “Law and Order” braucht. Massive Polizeipräsenz mag das subjektive Sicherheitsgefühl einiger stärken, für andere ist es aber belastend, stets unter Generalverdacht zu stehen und sich nicht willkommen zu fühlen. Darum setzen wir auf Miteinander statt Eskalation - Polizeieinsätze sollten Ultima Ratio sein, rechtsfreie Räume dulden wir nicht. Wie so oft fragen wir uns: Wem gehört die Stadt? In einer Stadt für alle muss Platz für Jugendliche sein, wo sie gemeinsam ohne Konsumzwang feiern können - ungeachtet der Herkunft ihrer Familien.