Wärmewende nachhaltig gestalten
„Mit Physik kann man keine Deals machen”, sagte Greta Thunberg einmal treffend über den drohenden Klimakollaps. Wir möchten ergänzen: Mit Putin auch nicht. Fossiles Erdgas nimmt in Stuttgart derzeit den größten Anteil importierter Energieträger ein – und tatsächlich soll das trotz Krieg und Klimakrise auch so bleiben. Wir halten das für einen Fehler. Denn so richtig die Schärfung des Klimaneutralitätsziels zum Sommer 2022 ist, so falsch ist es, dabei weiter auf Erdgas als Übergangstechnologie zu setzen. Nicht nur, weil wir uns damit abhängig von repressiven Staaten machen. Sondern auch, weil die vermeintlich gute Klimabilanz von Erdgas als Energieträger längst widerlegt wurde. Darum haben wir den schnellstmöglichen Ausstieg Stuttgarts aus der Abhängigkeit von Erdgas beantragt. Die Weichen müssen schon heute dafür gestellt werden. Es darf weder einen Energieträgerwechsel (“fuel switch”) zum Gas in den Kraftwerken noch neue Investitionen in Erdgas-Infrastruktur, -Netze oder -Anlagentechnik geben. Auch Fehlanreize gehören beseitigt: So wird etwa der Einbau einer neuen Gasheizung in Stuttgart aktuell noch mit bis zu 10.000 Euro gefördert. Stattdessen sollte vielmehr die Nutzung von Umweltwärme und solarer Potentiale an der Gebäudehaut sowie die energetische Sanierung von Gebäuden gefördert werden. Nehmen wir die Zeitenwende ernst: Fehleinschätzungen sind keine Schande. Eine Schande wäre es allerdings, wider besseren Wissens an ihnen festzuhalten.