Verpasste Chance
Amtsblattbeitrag vom 14. Oktober 2021
Weniger Verkehr, mehr Raum für Anwohner:innen, bessere Luft, höhere Lebensqualität und florierendes Gewerbe – all das wünschen sich Stadtplaner:innen, wenn es um die Entwicklung dichter urbaner Räume geht. Ein Wunsch, der in Barcelona in Erfüllung ging. Dort wurden und werden mehrere Häuserblöcke zu sogenannte Superblocks zusammengefasst. Während an dessen Rändern der Verkehr wie gewohnt fließt, wird der Verkehr innerhalb des Superblocks beruhigt. Alle Häuser kann man weiterhin mit dem Auto erreichen, es entsteht jedoch Platz für Fußgäng:innen und Radfahrer:innen, für Begrünung und Begegnung. Was in Barcelona erfolgreich umgesetzt wurde, testete man nun im Stuttgarter Westen als Pop-Up-Variante. Damit der Versuch im Rahmen der Mobilitätswoche letzten September stattfinden konnte, musste ohne den für dafür notwendigen Vorlauf geplant werden. Leider ließ sich so kurzfristig nicht simulieren, welche Lebensqualität ein solcher Superblock bringen kann. Die flächendeckend aufgestellten Absperrungen zur Verkehrsberuhigung erinnerten einen eher an eine Großbaustelle als an einen Ort, der zum Verweilen einlädt. Lieferanten und Müllfahrzeuge hatten Probleme, den Superblock zu bedienen. Vielen Anwohner:innen erschien so das Ergebnis eher als Schikane als als Chance. Der Pop-Up-Versuch konnte der guten Idee leider nicht gerecht werden. Es ist sinnvoll, erfolgreiche Konzepte anderer Städte zu testen und gegebenenfalls zu adaptieren. Aber nur, wenn man es auch angemessen umsetzt.