Tempo 30 – Ein Hebel gegen nächtlichen Straßenlärm

Tempo 30 wirkt. So wurden etwa in Lyon seit Einführung der Temporeduzierung ein Drittel weniger Unfälle verzeichnet. Tempo 30 wirkt aber auch noch anders – nämlich nachts. Es schützt unsere Bürger*innen vor krankmachendem Straßenlärm. Rund 136.000 aller Stuttgarter*innen – mehr als 12 Prozent! – sind von starker Lärmbelästigung durch Verkehr betroffen, besonders jene mit geringem Einkommen. Das ist alles andere als harmlos: Statistisch leiden mehr als 14.000 von ihnen unter ernsten Schlafstörungen. Lärmbedingte Gesundheitskosten von jährlich 60 Millionen Euro in ganz Deutschland sprechen eine klare Sprache. Andere Städte wie Hamburg, wo an 85 Hauptverkehrsstraßen ein nächtliches Tempolimit angeordnet wurden, gehen mit gutem Beispiel voran. Auch wir setzen uns schon lange dafür ein, nachts das Tempo auf besonders lauten Straßen auf 30 km/h zu reduzieren. Leider schützt das deutsche Straßenverkehrsrecht vor allem die Privilegien der Autofahrenden – und schob einer nächtlichen, flächendeckenden Tempobegrenzung an Vorrangstraßen bislang den Riegel vor. Nichts zu machen also? Von wegen! Tatsächlich sticht hierbei Europarecht das deutsche Straßenrecht. Daher haben wir beantragt, den immensen Straßenlärm in Stuttgart gemäß der europäischen Gesetzeslage als Gefahrenlage einzustufen. Mit diesem Hebel können wir Tempo 30 nachts im neuen Lärmaktionsplan verankern – und mit jenem endlich auch etwas bewirken! Denn Lärmschutz ist mehr als Gesundheitsschutz. Er sorgt ebenso für eine lebenswertere Stadt.