Stuttgart endlich für die Hitze wappnen
Erneut klettert das Thermometer auf über 32 Grad. Mensch und Natur leiden unter anhaltender Dürre und der Hitzewelle. Angesichts der brandgefährlichen Lage in Europa ist von einem Weckruf die Rede – der bereits im Herbst wieder vergessen sein wird. Dass es anders geht, beweisen Karlsruhe und Mannheim. Sie erarbeiten Hitzeaktionspläne, um frühzeitig klimawandelbedingte Gefahren beherrschen zu können. Denn vor allem für vulnerable Gruppen wie Ältere, Kleinkinder und Vorerkrankte steigt das gesundheitliche Risiko bei hohen Temperaturen enorm: Allein zwischen 2018 und 2020 starben hitzebedingt in Deutschland mehr als 19.000 Menschen. Auf eine nationale Krise wie in Frankreich, wo 2003 im Sommer 20.000 Menschen der Hitze zum Opfer fielen, dürfen wir nicht warten. Trotz des Wissens, dass Stuttgart aufgrund Topografie und Versiegelung der Hitzekollaps droht, wurde der Antrag von PULS, einen Hitzeaktionsplan zu entwickeln, im Herbst 2021 vom Gemeinderat abgelehnt. Stattdessen wird seitens der Verwaltung auf die Fortschreibung des Klimaanpassungskonzepts (KLIMAKS) aus 2012 verwiesen. Nur: Ein KLIMAKS 2.0 wird erst Ende 2023 vorliegen. Das Risiko ist groß, dass im Doppelhaushalt weder Haushaltsmittel noch Personal für notwendige Maßnahmen zur Verfügung stehen – zweieinhalb Jahre Stillstand wären vorprogrammiert. Maßnahmenbausteine zur Klimaanpassung und Risikoprävention bei Hitzewellen müssen jetzt auf den Tisch. Abzuwarten, anstatt zu handeln, wäre mehr als nur ein Fehler. Es wäre fahrlässig.