Sensibilisierung als Pflichtfach
Beim Thema Diskriminierung ist es am Weltfrauentag wie mit Neujahrsvorsätzen. Einmal im Jahr werden große Töne gespuckt, nur um dann im Alltag wieder ganz kleinlaut zu werden: Wir tun ja schon so viel. Für echte strukturelle Veränderungen und eine nachhaltige Sensibilisierung für diskriminierendes Verhalten muss aber mehr getan werden – besonders am Arbeitsplatz. Denn überall dort, wo ein Machtgefälle herrscht, ist das Risiko sexueller Übergriffe gegenüber Frauen und nichtbinären Menschen am größten. In einer Pilotstudie der Bundesregierung aus 2020 gaben 63% der Frauen an, schon am Arbeitsplatz belästigt worden zu sein. Aufgrund des noch immer zu hohen Männeranteils in Führungspositionen ist das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern groß – auch in der Landeshauptstadt Stuttgart. So sind in den Führungsebenen 1-4 – also von Bürgermeister*innen bis hin zu Dienststellenleitungen – nur etwa 30-41 % der Führungspositionen mit Frauen besetzt, je höher die Ebene, desto weniger. Daher haben wir im letzten Jahr obligatorische Fort- und Weiterbildungen für Führungskräfte in der Verwaltung bis hin zum OB beantragt, um für die Themen Diskriminierung, Sexismus und Geschlechtergerechtigkeit zu sensibilisieren. Die vorläufige Antwort lautete erwartungsgemäß: Wir tun ja schon so viel und bieten nun freiwillig etwas an. Wir finden: Es braucht die Pflicht, damit alle erreicht werden – und setzen auf das Engagement der Stabstelle für Chancengleichheit und Ihre tatkräftige neue Leitung, Frau Barbara Straub.