Musik braucht Räume

Amtsblattbeitrag vom 13. Januar 2022

Musiker*innen haben es nicht einfach. Sie brauchen Orte, an denen sie üben können. Und diese sind rar in einer Stadt, die schon beim Wohnraum strauchelt. Und dabei sind Bands nicht anspruchsvoll: Ob ein halbwegs trockener Kellerraum, ein Weltkriegsbunker oder ein altes Gewerbegebäude - all das reicht ihnen schon, um gemeinsam Musik zu machen. So bieten in der Ulmer Straße 255 in Stuttgart Wangen 20 Proberäume Platz für 100-200 Musiker*innen. Noch - denn ihnen wurde letzte Woche gekündigt, da das Gebäude abgerissen werden soll. Für viele der Bands, einige von ihnen preisgekrönte Jazz-Gruppen, wird sich kein Ersatz finden lassen, denn in der gesamten Stadt herrscht Mangel an Räumen. Für die eh schon von der Pandemie gebeutelte Musikszene Stuttgarts ist diese Entwicklung tragisch. Stuttgart rühmt sich gerne als Kulturhauptstadt. Doch woher soll die Kultur kommen, wenn es ihr an Räumen mangelt, in der sie entstehen kann? Wir investieren sehr viel Geld in die Hochkultur. Diese kann jedoch nur gedeihen, wenn es eine lebendige Musikszene gibt, in der neue Impulse gesetzt werden. Wenn wir es als Stadt mit der Kultur ernst meinen, dann müssen wir Musiker*innen darin unterstützen, geeignete und bezahlbare Räume zu finden. Oder diese schaffen. Wie wäre es zum Beispiel, wenn die Stadt bei ihren Bau- oder Umbauvorhaben prüft, ob sich nicht auch ein paar Proberäume in den Kellern schaffen lassen? Auch eine von der Stadt geförderte Zwischennutzung von Leerständen könnte die Lage etwas entspannen.