Generation Hausarrest?

Amtsblattbeitrag vom 10. Juni 2021

Jugend ist dazu da sich auszuprobieren, den Umgang mit anderen Menschen zu lernen. Und dabei auch mal über die Stränge zu schlagen. Ein altbekanntes, probates Mittel dem Treiben junger Leute Einhalt zu gebieten, ist Hausarrest. Und in eben diesem befindet sich eine ganze Generation seit 15 Monaten.

Lockdown und Impfung zeigen ihre Wirkung: Die Inzidenzen fallen, das Leben kehrt zurück in die Stadt – insbesondere für jene, die das Glück haben schon geimpft zu sein. Von der Jugend wurden große Opfer abverlangt, zum Wohle der Älteren. Nun freuen sie sich gerade über zurückgewonnene Freiheiten, wie das Reisen oder der unkomplizierte Besuch von Gastronomie und Kultur. Wer nicht die Mittel dafür hat, trifft sich wie in vorpandemischen Zeiten im öffentlichen Raum, um gemeinsam zu feiern. Zum Beispiel auf der Freitreppe des Schlossplatzes. Während in der angrenzenden Gastronomie getrunken werden darf, ist das auf der Treppe, wie an vielen anderen Treffpunkten, nicht erlaubt. Die Polizei greift ein, die Lage eskaliert, die Empörung über jugendliche “Randalierer” ist groß.

Es wäre gut, wenn man den Bedürfnissen der Jugend ebenso viel Aufmerksamkeit schenken würde, wie jenen der Großindustrie. Absperrungen, Verbote und Polizeieinsätze verschieben die Probleme nur. Die Stadt muss Wege findender Jugend jenen Raum zu bieten, den sie benötigt. Diese Herausforderung nehmen wir an.