Alle Menschen?!

Im Grundgesetz Art. 3 steht, niemand solle wegen seines Geschlechts benachteiligt werden. Darum entschied das Bundesverfassungsgericht 2017 folgerichtig, dies auch im sprachlichen Umgang zu achten. Erst vier Jahre später hat die Verwaltung Stuttgarts einen Leitfaden zu geschlechtssensibler Sprache vorgelegt und durch den Gemeinderat beschlossen. Dieser Leitfaden ist und war von Anfang an optional, aber zur Verwendung angeraten, um mit Publikationen, Schreiben, Vorlagen etc. Menschen aller Geschlechtsidentitäten anzusprechen. Sollte eine neutrale Formulierung nicht möglich sein, dann solle der Genderstar genutzt werden. Daran stören sich noch heute die CDU-Ratsfraktion und am meisten unser Oberbürgermeister. Ironischerweise wehren sich ja stets diejenigen gegen das Gendern, die ansonsten überall Sprachverbote wittern. Warum eigentlich? Studien belegen eindeutig, dass eine Sprache mit generischem Maskulinum oder Femininum in unseren Köpfen die Vorstellung eines Mannes bzw. einer Frau hervorruft. Ist es die Angst, dass die starken Alphamänner nun weniger Beachtung finden? Oder dass – anstatt wie bisher vor allem Männer – zukünftig hin und wieder Frauen im Vordergrund stehen? Unter Vorschub der öffentlichen Debatte will die CDU nun eine persönliche Einschätzung des Oberbürgermeisters, der ausgewiesen kein Fachmann für Sprache bzw. Linguistik, Psychologie oder Soziologie ist. Da fragen wir uns, wozu? Seine Meinung ist uns allen noch bestens aus dem Wahlkampf bekannt: Schaffen statt Gendern.