45/2024 | Die Stadt vor lauter Bäumen nicht sehen: Erster Tiny Forest für Stuttgart

Begründung:

Stuttgart ist aufgrund zu weniger Grün- und Versickerungsflächen nicht ausreichend auf den Klimawandel vorbereitet. So hat z. B. die starke Versiegelung zahlreicher Stadtbezirke dazu geführt, dass nach einem Starkregen im Sommer 2021 mehrere Stadtteile unter Wasser standen. Gleichzeitig bedroht eine ansteigende Anzahl an Hitzetagen die Gesundheit aller Stuttgarter*innen und stellt in Frage, ob unsere Stadt in Zukunft noch lebenswert bleibt.

Ein konsequentes Umdenken und gezieltes Handeln in der Stadtplanung ist daher unerlässlich. Die Stadtverwaltung hat durch das Haushaltsbudget Grünsanierung (Antrag 5032/2023 der Fraktionsgemeinschaft PULS) mit 300.000 € für das Jahr 2024, 500.000 € für das Jahr 2025, 1.000.000 € pro Jahr ab dem Jahr 2026 nun erstmals zweckgebundene Haushaltsmittel zur Verfügung, um über mehrere Jahre konkrete Grünsanierungsmaßnahmen hin zu einer hitzeresistenten Schwammstadt umzusetzen.

Zum Erhalt und Steigerung der lokalen Artenvielfalt von Flora und Fauna bedarf es vielfältiger Grünsanierungsmaßnahmen. Hierfür ist u. a. der Tiny Forest (Mini-Wald) ein wichtiges Element für eine klimaangepasste Großstadt. Er trägt zum Bodenschutz bei, verbessert die Luft und verfügt über ein natürliches Regenwassermanagement. Auf kleiner Fläche ab 150 m2 entsteht ein sehr dichtes, äußerst artenreiches Biotop.

Der nach der Miyawaki-Methode gepflanzte Tiny Forest hat den Vorteil, dass er sehr schnell wächst. Bereits mittelfristig kann somit eine natürliche Klimaanpassung in mitten eines Stadtteils erreicht werden. Städtische Flächen werden durch Tiny Forests ökologisch und zugleich kosteneffektiv aufgewertet. Ferner können Tiny Forests zur Umweltbildung für die Stadtbevölkerung genutzt werden, denn ab Pflanzung kann die Entwicklung eines Waldökosystems miterlebt werden.

Aufgrund der Effektivität dieser Grünsanierungsmaßnahme soll die Stadt Stuttgart zügig dem Vorbild der Städte Wien und Mannheim folgen und bereits ab diesem Jahr eine erste Fläche für einen Tiny Forest in einem hitzebelasteten Quartier ausweisen. Jährlich sollen stetig weitere Flächen folgen.

Wir beantragen daher:

Die Verwaltung bringt im 2. Quartal 2024 folgende Anträge zur Beratung und Entscheidung in den Ausschuss für Klima und Umwelt ein:

1. Aus dem Haushaltsbudget "Grünsanierung" wird jährlich mindestens ein Tiny Forest finanziert.

2. Die Verwaltung identifiziert geeignete Potentialflächen und stellt diese dem Gemeinderat vor.

3. Die Verwaltung weist im Jahr 2024 erstmals eine Fläche in einem hitzebelasteten Quartier als Tiny Forest aus.