51/2022 | Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen brauchen zeitnahe Unterstützung!

Interfraktioneller Antrag mit FDP, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU, Die FrAKTION, Freie Wähler.

Begründung:

Unter der Corona-Pandemie leiden vor allem Kinder und Jugendliche, die ihren alltäglichen Gewohnheiten und geregelten Abläufen nicht bzw. nicht mehr wie in der Zeit vor der Pandemie nachgehen können.

Fehlende soziale Interaktionen mit Gleichaltrigen, Isolation, Aussichtslosigkeit und Zukunftsängste führen bei vielen Kindern und Jugendlichen zu enormen (psychischen) Belastungen, u.a. zu Depressionen, Angstzuständen und Suizidalität.

Bereits vor der Corona-Pandemie mangelte es in der (Kinder- und Jugend-) Psychiatrie an Kapazitäten. Die Corona-Pandemie hat die bestehende Situation nochmals drastisch verschärft. An uns wurde herangetragen, dass in Stuttgart rund 150 Betten für eine stationäre Behandlung von Kindern und Jugendlichen in psychiatrischen Kliniken fehlten und es lange Wartezeiten gibt. Vielen Kindern und Jugendlichen, die dringend stationär behandelt werden müssten, könne daher kein Behandlungsplatz angeboten werden.

Ein Ansatz in der Versorgung von psychisch kranken Menschen ist das sogenannte „Home Treatment“ (stationsäquivalente Behandlung zu Hause), das auch im Klinikum Stuttgart angewendet wird. Wir nehmen hierbei Bezug auf die Mitteilungsvorlage GRDrs. 267/2020 zur „Stationsäquivalente Behandlung (StäB) in Stuttgart am Beispiel des Klinikums Stuttgart, Zentrum für Seelische Gesundheit“.

Wir nehmen an, dass die stationsäquivalente Behandlung auch eine gute Alternative für die Behandlung von jungen Menschen/Jugendlichen wäre. In der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie befindet sich nach unserem Kenntnisstand die stationsäquivalente Behandlung bereits im Aufbau.

Da sich die Ängste und Depressionen bei Kindern in der Pandemie verdoppelt haben, und Unicef darauf verweist, dass die Corona-Pandemie noch viele Jahre Auswirkungen auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen haben werde, erachten wir es als zwingend notwendig, auch in Stuttgart zeitnah Angebote zu schaffen bzw. bestehende Angebote auszubauen, um die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien in dieser schweren Zeit zu unterstützen.

Wir beantragen daher:

Die Verwaltung berichtet jeweils in einer der nächsten Sitzungen des Sozial- und Gesundheitsausschusses sowie Jugendhilfeausschusses zu den folgenden Fragen:

1. Zum Sachstand bei der stationären Unterbringung:

- Wie ist der Sachstand beim Aufbau einer kinder- und jugendpsychiatrischen Station im Olgahospital?

- Wie viele stationäre Plätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie stehen zur Zeit insgesamt in Stuttgart zur Verfügung und mit welchem Platzzahlaufbau ist bis wann zu rechnen?

2. Stationsäquivalente Behandlung in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des Klinikums Stuttgart:

- Wie ist der Sachstand beim Aufbau einer stationsäquivalenten Behandlung auch für Jugendliche/junge Menschen?

- Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um das Angebot bedarfsgerecht umzusetzen?

- Bis wann ist mit welchen Platzzahlen von StäB für junge Menschen zu rechnen?

3. Ambulante Angebote:

Welche ambulanten Angebote gibt es, mit denen die fehlenden stationären Kapazitäten im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie (zumindest temporär) gedeckt werden können bzw. Letztere ergänzt werden (Stichwort: Nachsorge nach einer stationären Unterbringung)?

4. Niedrigschwellige Beratung:

Gibt es Überlegungen, in Kooperation von Klinikum sowie freier und öffentlicher Jugendhilfe niedrigschwellig Beratungsangebote und Anlaufstellen zu entwickeln und anzubieten, damit Eltern mit ihren Kindern sowie Jugendliche und junge Menschen rasch und unbürokratisch – ohne lange Wartezeiten wie etwa bei psychotherapeutischen Arztpraxen – Unterstützung bei psychischen Problemen erhalten?

5. Gesamtkonzept:

Welche Überlegungen gibt es – angesichts der wohl noch lange andauernden belastenden Nachwirkungen von Corona auf die Kinder und Jugendlichen – beim Klinikum und/oder in der Jugendhilfe, um ein Gesamtkonzept der sozialpsychiatrischen und psychotherapeutischen Betreuung (niedrigschwellige Beratungsangebote, ambulante Angebote sowie stationäre Versorgung, etc.) von Kindern und Jugendlichen in Stuttgart auf den Weg zu bringen?

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