201/2023 | Badstraße mit Leben füllen

Interfraktioneller Antrag von PULS, Die Grünen, SPD und Die FrAKTION

Wir beantragen:

1. Die Abteilung Verkehrsplanung/Stadtgestaltung prüft, ob die Hauptradroute und Radschnellverbindung vom Wilhelmsplatz mindestens temporär durch die Badstraße geführt werden kann und unterbreitet dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik eine kurzfristige Umsetzungsmöglichkeit. Hierbei ist auch eine mögliche Widmung als Fahrradstraße sowie eine einfache Überdeckung der vorhandenen Gleise darzustellen.

2. Parallel dazu stellt sie dar, wie die von der Verwaltung vorgeschlagene Umsetzung der Eisenbahnstraße als Hauptradroute zeitnah umgesetzt werden kann.

3. Das Leerstands- und Zwischennutzungsmanagement der Wirtschaftsförderung geht mit den Eigentümer*innen der Gewerbeeinheiten in der Badstraße ins Gespräch, um die Erdgeschosszonen wiederzubeleben, und zeigt entsprechende Förderwege auf.

4. Die Verwaltung informiert die Anwohner*innen und Gewerbetreibenden der Badstraße aktiv über die Möglichkeit, ein Parklet zu beantragen, Flächen für die Außengastronomie zu nutzen, und beziffert den finanziellen Bedarf und personellen Aufwand für das Aufstellen und Bewässern von mindestens 10 kombinierten Baum-Sitzmöbel-Modulen wie sie gegenwärtig in den Innenstadt zum Einsatz kommen.

5. Sofern hierzu keine Haushaltsmittel bereitstehen werden die hierfür notwendigen Mittel mit Blick auf den Doppelhaushalt 2024/2025 dargestellt.

Begründung:

Die Badstraße in Bad Cannstatt ist eine Anliegerstraße, die aufgrund ihrer attraktiven verkehrlichen Lage bis zur Sperrung der Rosensteinbrücke durch Schleichverkehr belastet war. Das führte u.a. zu wiederkehrendem Rückstau bis auf den ohnehin stark belasteten Wilhelmsplatz, und in der Folge auch zu gefährlichen Situationen. Ihrer Funktion als Auftakt zur historischen Altstadt mit wichtigen Zugängen wird die Badstraße zudem gestalterisch nicht gerecht.

Die Sperrung der Rosensteinbrücke hat nun bewirkt, was zuvor unmöglich erschien: Der Verkehr in der Badstraße ist deutlich zurückgegangen. Diese Situation, die noch bis zum Neubau der Rosensteinbrücke Bestand haben wird, eröffnet die Möglichkeit, sie mindestens temporär für die Menschen zurückzugewinnen: Die Aufenthaltsqualität im Freiraum kann verbessert und so ein Anreiz gegeben werden, die Erdgeschosszonen der Gebäude zu aktivieren. Nicht zuletzt kann geprüft werden, ob die über den Wilhelmsplatz geführte Hauptradroute/Radschnellverbindung in einem alternativeren Korridor anstatt durch die Eisenbahnstraße über die Badstraße auf den Neckardamm bzw. die Schönestraße zu führen. Im ersten Entwurf des Verkehrsstrukturplans, der am 25.10.2022 im STA gezeigt wurde, war für die Rosensteinbrücke dauerhaft eine deutliche Reduzierung des MIV vorgeschlagen, was diese Variante stützt. Ebenso hat bereits der Siegerentwurf zum Wettbewerb für das Neckarknie eine Verkehrsreduktion auf der Überkinger und Schönestraße vorgesehen. Beides würde eine dauerhafte Belebung der Badstraße ermöglichen.

Zu 1.

Die Führung der Hauptradroute und Radschnellwegeverbindung von Fellbach bzw. Waiblingen in die Stuttgarter City ist v.a. im Bereich des Wilhelmsplatzes und der König-Karl-Straße aufgrund zahlreicher verkehrlicher Verflechtungen und Zwänge schwierig. Deshalb erscheint es sinnvoll, die Radverkehrsführung so früh wie möglich in Richtung Neckar abzuzweigen.

Zu 2.

Wenn voraussichtlich 2026 die Badstraße wieder für den Stadtbahnverkehr genutzt werden kann, braucht es weiterhin eine dauerhafte Möglichkeit, um sicher mit dem Fahrrad vom Wilhelmsplatz an das Neckarknie zu gelangen. Deshalb soll bis dahin die geplante Umsetzung der Hauptradroute vollzogen werden.

Zu 3. und 4.

Die Reaktivierung der bestehenden Ladenflächen und Erdgeschosszonen, deren Funktion derzeit aktuell häufig maximal in der Nutzung der Schaufensterflächen zu Werbezwecken besteht, ist durch die Reduzierung des MIV deutlich attraktiver geworden. Pop-up-Läden oder -Gastronomie sind niederschwellig umsetzbar und können den öffentlichen Raum zusätzlich aufwerten und beleben.

Zu 5.

Die zusätzliche Aufwertung des öffentlichen Raums kann durch wenige einfache Elemente wie Parklets oder Pflanzkübel, ggf. auch mit Unterstützung durch die Akteur:innen der Wanderbaumallee, kurzfristig erreicht werden. Das steigert nicht nur die Aufenthaltsqualität, sondern macht auch deutlich, dass die temporär freigewordenen Flächen nicht als Parkplätze zu verstehen sind.