105/2023 | Bachwasserleitung für den Nesenbach: Stadtgestalterische Chancen nutzen!

Wir beantragen:

1. Das Tiefbauamt berichtet zeitnah im Ausschuss für Klima und Umwelt über Zeitplan, aktualisierte Investitionskosten, Verlauf und bauliche Ausführung der Bachwasserleitung. Zudem sind die Ergebnisse der vertieften Prüfung einer Erhöhung der Schüttung durch Zuführung von Ablaufwasser aus dem Lehr- und Forschungsklärwerk Büsnau und der Stand der wasserrechtlichen Erlaubnis darzustellen.

2. Das Tiefbauamt berichtet zusammen mit dem Sachgebiet Stadtgestaltung, welche Optionen bestehen, den Bachlauf im Sinne von Wasserspielen, Quellsteinen und Brunnen, aber auch Spielgeräten für Kinder und Aufenthaltszonen für die Bevölkerung verstärkt sicht- und erlebbar zu machen. Wir denken hierbei insbesondere an den Bihl-, Erwin-Schoettle-, Marien- und Südheimer Platz im Bezirk Süd, sowie die Nesenbach- und Eberhardstraße als auch die Bauabschnitte im weiteren Verlauf zum Eckensee bis in den mittleren Anlagensee im Bezirk Mitte.

3. Das Tiefbauamt stellt dar, in welchen Straßenabschnitten eine offene Führung des Bachlaufs technisch und baulich möglich ist, und unterbreitet Vorschläge, wie bereits mit der Herstellung der Bachwasserleitung die Voraussetzungen geschaffen werden können, um nachträglich weitere Abschnitte der Leitung in den Stadtraum zu öffnen.

4. Das Amt für Stadtplanung und Wohnen berichtet, wie im Zusammenhang mit laufenden Stadtsanierungsmaßnahmen, wie in Kaltental, das volle stadtgestalterische Potential der Bachwasserleitung gehoben werden kann, und wie diese Bachwasserleitung im Rahmen städtebaulicher Wettbewerbe und VgV-Verfahren künftig thematisiert wird.

Begründung:

Das Element Wasser wirkt belebend auf die unter Hitzestress stehenden Innenstädte. Offene Bachläufe kühlen die Umgebung und verbessern das Mikroklima. Dort, wo offenes Wasser ist, da finden Menschen zusammen - aber auch Tiere. Bachläufen kommt damit eine hohe soziale und stadtökologische Wertigkeit zu.

Bereits im Jahr 2008 wurde vom UTA der Bau der Bachwasserleitung zwischen Marktstraße und Staatstheater für die Zuleitung von Wasser aus dem Marktplatzbrunnen in den Eckensee beschlossen (vgl. GRDrs 806/2008), insb. mit dem Ziel die Wasserqualität des Eckensees in den Sommermonaten zu verbessern. Inhalt der beschlossenen Gestattungs- und Bauvereinbarung mit dem Land war auch der Bau einer durchgehenden Rohrleitung vom Südheimer Platz (Regenüberlaufbecken Böblinger Straße) bis Marktplatz, und vom Eckensee bis zu den Unteren Anlagen (Quellteich) mit Ableitung in den Neckar. Nach der Fertigstellung des Dükers für den Hauptsammler sollen diese Bauabschnitte mit 5,4 km Länge in Angriff genommen werden.

Im Doppelhaushalt 2018/2019 hat der Gemeinderat die notwendigen Mittel bewilligt, eine Bachwasserleitung im Nesenbachkanal von den Quellen im Bereich Vaihingen bis in die Innenstadt zu realisieren. Über den Nachtragshaushalt wurden im Teilfinanzhaushalt 660 die Investitionsmittel auf 5,274 Mio Euro erhöht. Die Prüfung einer erneuten Aktualisierung der Kosten im Investitionsprogramm wurde mit der GRDrs 421/2022 angekündigt.

Das volle ökologische, stadtklimatische und gestalterische Potential dieser Bachwasserleitung wird nach Auffassung der Fraktionsgemeinschaft PULS auf Basis der aktuellen Beschlusslage jedoch nicht ausgeschöpft. In der Stellungnahme zur GRDrs 1095/2021 teilte die Verwaltung mit: „Bauliche Möglichkeiten zur Ausleitung von Bachwasser in Stuttgart-Süd und im Gerberviertel werden geprüft und stadtgestalterisch mit dem Amt für Stadtplanung und Wohnen sowie hinsichtlich ökologischer Gesichtspunkte mit dem Amt für Umweltschutz abgestimmt.“ Hierzu wurde jedoch bis heute nicht in den Gremien berichtet.

Auch im Kontext mit dem Zielbeschluss der „Lebenswerten Stadt für alle“ wurde immer wieder auf den Nesenbach Bezug genommen. Mehrfach wurde die Verwaltung in Anträgen der Fraktionen aufgefordert, sein Potential planerisch aufzugreifen. Wir regen daher eine ämterübergreifende Kooperation und eine gebündelte Berichterstattung im AKU an, um das Potential des Nesenbachs zur Verbesserung der klimatischen und ökologischen Situation sowie der Aufenthalts- und Lebensqualität in der Innenstadt anzugehen.

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